Kultur: Märchenhafte Fantasiereise voller Herzblut
Foto: Hosser
Schon zu Beginn brachten die Darstellerinnen Müller und Guidi die Zuschauer zum Lachern mit witziger Pantomime und passenden Geräuschen wie dem wässrigen Blubbern, als die abenteuerlustigen Wanderinnen, auf der Suche nach den wundersamen Märchen, von denen die Großmutter immer erzählt, durch den Fluss schwammen. Die sparsamen Requisiten, mit denen das Schauspielerduo seine Geschichten auf die Bühne bringt, könnten für das 2012 gegründete Kindertheater Herzeigen zum Markenzeichen werden. Seine Ideen sind so überraschend simpel wie wirkungsvoll und dabei packend wie fantasieanregend für die Zielgruppe der drei- bis neunjährigen Kinder. Wenn die Erwachsenen dann ebenso begeistert sind, dann ist eine perfekte Familienvorstellung garantiert.
Großes Kichern ertönte auch, als die Wanderinnen dem kleinen Wichtel („Bitte noch mal am Bauch krabbeln!“) drei wunderbare Märchen herausgekitzelten, herrlich intoniert und gespielt von Gitarristin Müller in der Doppelrolle. Und wie der dicke, fette Kloß der märchenhungrigen Isabelle Guidi ausbuchst und meint, mit seiner Schnelligkeit allen Gefahren entkommen zu können, das nahm die kleinen und großen Zuschauer vollends mit. Die Rollenwechsel der Mimen kamen ausgesprochen lustig daher, vor allem, weil so wenige Gesten ausreichten, um die Figur – ob Hase, Wolf, Bär oder Fuchs – zu erkennen. Am Ende dieses ersten Märchens siegte die Pfiffigkeit, und auch im zweiten Märchen von den zwei Riesen, die sich am liebsten gegenseitig verhauen würden, spielt sie eine maßgebliche Rolle. Wer weiß, wie die Geschichte geendet hätte, wenn sie nicht von ihren klugen Frauen überlistet worden wären? Gerade hier zeigte sich auch die mächtige Wirkung der ganz kleinen Dinge, und dass man manchmal nur etwas in die Höhe halten muss, um Größe zu erzeugen.
Der blitzgescheite, kleine Igel (ebenfalls großartig in ihrer Doppelrolle: Isabelle Guidi) überzeugte vor allem mit seiner Schlagfertigkeit und seinem Mut. Die Kinder in der Aula waren hellauf begeistert und ließen sich bereitwillig einspannen ins Bühnengeschehen, hoben die Hände („Wie viele Kinder kann so ein Schwein bekommen?“) und grunzten als riesige Schweineherde im Chor. Herrlich komisch gestaltete Herzeigen auch die Umwandlung in den verirrten König, in die Königstochter oder auch in die schwarzen Hähne, die die Festtagskutsche zogen.
Es stimmt: Herzeigen ist frisches, freches und heiteres Kindertheater, dabei mit den selbst gestalteten Figuren, Bühnenbildern und Requisiten ein echter Hingucker. Und ja: „Es gibt wirklich kleine Leute, die sehr viel Mut haben“, wie sich das Duo am Schluss des Stückes verabschiedete. Langer Beifall und Winken der Kinder und Erwachsenen entlockte den Theaterfrauen noch eine Zugabe, bei der spontan eifrig mitgeklatscht wurde: „Mach auf dein Herz!“ Dem werden hoffentlich auch viele folgen.